Arts

„Gregor Aigners Arbeiten setzen sich mit Verbindungen auseinander. Seine Installationen sind durch Geräumigkeit und gleichzeitig Intimität geprägt. So verband er mit seiner international mehrfach ausgezeichneten (u.a. Goldener Löwe in Cannes) Arbeit ‚Freiluftroman®‘ zwei Literaturhäuser mit einem 3,5 km langen, selbst verfassten Text. Darin erzählte er eine Geschichte, die von zwei Menschen handelt, die nicht zusammen kommen. Durch die Verbindung von Anfang und Ende des Textes schaffte er einen Kreis, in dem die Gefühle weder einen Anfang noch ein Ende fanden. Seine Analogien zwischen Persönlichkeit und Öffentlichkeit zirkulieren in diesem Wechselspiel. In der Arbeit ’72 Sekunden Rot‘ spielt Gregor Aigner mit unserer medial geprägten Vorstellung von Macht. Mit seiner Installation untersucht der Künstler Macht, Entmachtung und die Möglichkeit der Umleitung von Macht. Er hinterfragt den Machtmissbrauch von Menschen aus dem öffentlichen Leben. Was ist Macht? Wie sieht sie aus? Ist Macht männlich, ist sie weiblich? Macht ist unerbittlich. Noch unerbittlicher sind Entmachtungen. Der Künstler subtrahiert in seiner Videoinstallation den Begriff Macht bis zu einer Primärfarbe und löst sie aus dem Dunkeln, dem sie undefiniert zugeordnet ist. Das Dunkle von Macht ortet er im Spektrum von Rot. Rot wie Liebe, aber auch Rot wie Scham und Blut. Gregor Aigner entzieht der Macht bzw. den Machtinhabern ihre Farbe. Subversiv zapft er die medial konstruierten Bilder von Herrschaft an. Den Gesichtern der Macht wird das Rot ausgesaugt, um die Farbe direkt in eine Ampel fließen zu lassen, wo sie dann einer positiv machtvollen Nutzung zugeführt wird. Damit erzeugt er einen Kreislauf, indem der Machtmissbrauch immer wieder von selbst zum Halt gebracht wird. Der Künstler geht stets auf die Gegebenheiten von Vorhandenem ein. Auch seine Video-, Audio- und Wandinstallation ‚canalised emotions‘ in der Regenabwasserkanalisation haben dies gezeigt. Die Gestaltung entstand, als die Stadt dem Künstler einen Tunnel und einen Schacht nebst Düker in der Frankfurter Kanalisation zur Verfügung stellte und damit einen Raum frei gab, in denen die Gefühle kanalisiert werden konnten. Auch in einer aktuellen Arbeit greift Gregor Aigner das Thema Machtstrukturen und deren Missbrauch auf. In Wounderland‘ sieht man eine traumhafte Winterlandschaft. Der Schnee stellt sich als ein brutales Gerichtsverfahren heraus, das wöchentlich zu Papierpulpe verarbeitet, über eine Zentrifuge im Wounderland verteilt wurde.“