ACHTUNG ÄCHTUNG

ACHTUNG: ACHTUNG|ÄCHTUNG

Die Installation ACHTUNG|ÄCHTUNG beschäftigt sich mit nicht weniger als dem Fundament der Humanität. Das Miteinander des menschlichen Wesens basiert auf Achtung. Achtung des Gegenübers, des Nächsten, der Menschenrechte, ihrer und seiner selbst. Doch Achtung! – die Achtung ist in großer Gefahr. Seit es Menschen gibt und heute mehr denn je. Immer mehr Menschen leben in Angst oder wieder in Angst. Achtung ist die Kraft, die unsere Gesellschaft und Demokratie zusammenhält.

Manchmal ist es nur ein kleiner Unterschied, ein anderer Stand-Punkt, der aus der Achtung Ächtung werden lässt. In der Installation verändern 2 kleine Punkte (points of view) die ganze Welt.

Das gestalterische Spiel, die fast unbemerkte Irritation der hin und wieder erscheinenden Punkte, steht im starken Kontrast zu der übermenschlich großen Installation, deren Dimensionen und Höhe den Betrachtern ins Mark schießen. Achtung vor Anderen kann nicht groß und hoch genug sein. Beim Erscheinen der Punkte auf dem A schlittert man geschockt von der Demut in die Furcht.

Es ist ein nicht enden wollendes Drama und Trema mit der Achtung. Als Trema wird ein horizontaler Doppelpunkt über einem Buchstaben bezeichnet. Der alles verändern kann, wie in diesem Fall. Den Menschen, Gesichtsausdrücke, das gesamte Leben. Bedacht, aber oft eben auch unbedacht, wie im täglichen Miteinander – nur 2 Punkte machen den Unterschied: Frieden und Freiheit werden zu Rechtlosigkeit und Friedlosigkeit.

2 Punkte auf dem A wie kleine Kleckse, kein Vogelschiss. Ächtung geschah und geschieht dauernd und überall. Manchmal nur zwischen Zeilen, oft zwischen Zweien, einmal mit 6 Millionen.

Bedacht gewählt ist das Objekt, auf dem der Schriftzug installiert wurde – ein Schornstein.
Auf ihm wirken die verschiedenen Ebenen nach und führen zu weiteren Assoziationen. Auf der ersten Ebene befindet sich der Ruf zur Vorsicht und Aufmerksamkeit (Achtung!), die zweite Ebene ist die der zwischenmenschlichen Achtung, auf der finalen Ebene tritt die Ächtung auf – eine Intervention, eine Irritation, eine Störung, die unter die Haut geht.
Der Schornstein wird zum Leuchtturm. Ein Leuchtturm warnt Schiffe vor dem Zerschellen.
Dieser Leuchtturm warnt die Gesellschaft vor dem Zerschellen. Die zwei aufleuchtenden Punkte sind das warnende Leuchtfeuer für unsere Gesellschaft – ein Warnzeichen und möglicherweise ein neues Wahrzeichen.

ACHTUNG|ÄCHTUNG ist zur rechten Zeit entstanden. „Kunst ist Widerstand“ sagt Ardi Goldman und eröffnet nach und nach ein Museum in Frankfurt (Union-Areal), kuratiert von Celena Ohmer. Eine Vision, die das vielschichtige, künstlerische Werk von Gregor Aigner möglich gemacht hat. Auf einem ehemaligen Brauerei-Gelände kommt man nicht um die Formulierung umhin, dass sich gerade wieder etwas zusammenbraut.

Am 7. Oktober – während der Produktion des Kunstwerkes bekam das Vorhaben eine zusätzliche grausige Aktualität. Dem Künstler widerfuhr das schon einmal mit seinem Projekt ammo/re ‚Eine Kugel mitten ins Herz‘ – am Tag der Vernissage geschah das islamistische Attentat auf Charlie Hebdo. Auch die Wahlen in Hessen am 8. Oktober mit starken Zuwächsen für eine Partei, die Verfassung und Menschen ächtet (Der Künstler zu diesen Geschehnissen: „Hassen hat gewählt“), erschütterten die Initiatoren des Werkes.

Widerstand ist nötig.
Wehret den Anfängen.
Nimmt man hier die Punkte auf dem ‚a‘ weg, ist man dort, worum es geht:
Anfangen.
Es liegt an uns.

Standpunkte gegen Unmenschlichkeit und Antisemitismus :