EGOLA

Installation: Plastik EGOLA aus 194 Toilettenpapierrollen
Video EMPATHY EMPTY, Länge: 3:03
Audio I’M A NARZI, Loop

Egola beschäftigt sich mit der folgenschwersten Seuche der Menschheit, einem Virus, mit dem die große Mehrheit der Men­schen infiziert ist und gegen das es keinen Impfstoff gibt:
Krank­hafter Egoismus.
Egola ist mit schweren Blutungen verbunden – dem Ausbluten anderer. Beim Egola­-Virus handelt es sich um eine weltweite En­demie ohne örtliche und zeitliche Einschränkung. Eine Ohneendemie.

Im Zentrum der Installation steht ein geschlechtsneutraler Mensch in dauerhafter und unaufhaltsamer Eigendrehung. Kopf und Nase sind nach oben gerichtet. Evidenter denn je wurde Egola während der Corona-­Krise. Ein Sinnbild der Symptome war das apokalyptische, massenhafte Horten von Toilettenpapier als gäbe es keinen Nächsten. So ist die Plastik aus 194 Rollen dieses Materials hergestellt. Stellvertretend für alle Egola-­Infizierten, die sich fieberhaft stark, mutig und selbstbewusst geben, deutet die Panik, kein Toilettenpapier mehr zu haben, möglicherweise auf deren eigentliche Haupteigenschaft hin: Die permanente Angst (ugs., Schiss), entlarvt zu werden. Die Eleganz der Plastik wird von der feinen Papierstruktur geführt und mündet immer wie­der in den egozentrisch anmutenden, alles Vulnerable absorbie­renden Öffnungen aus gepressten Papprollen des Toiletten­papiers. Auf den ersten Blick scheint der sich um sich selbst drehende Mensch verletzt zu sein. Auf den zweiten Blick ist er es auch.

Das Video der Installation beleuchtet den Herd der Seuche. Besteht doch das Fieber der Egola­-Infizierten aus viel heißer Luft und aufgeblasener Empathie. Gerät man in einen Diskurs mit der­artigen Menschen, geht jenen schnell die Luft aus. Visualisiert wird dieser Prozess mit dem – zuerst fast platzenden, aber nur als aufgebläht sich herausstellenden – A und dem H des Wor­tes EMPATHY (Empathie). Das Ergebnis ist die Lücke, die Leere (EMPTY), die alles verschluckt, was mit ihr bzw. den Infizierten in Kontakt kommt. Damit aber noch nicht genug – nicht einmal das Nichts, die Leere, markiert in schweren Verläufen den Endpunkt. So kann die Empathielosigkeit sogar in den Minusbereich mu­tieren – hin zu einer völligen Destruktion und Devastation. Stell­vertretend für diesen Bereich, dreht sich das T aus EMPTY am Ende des Videos in die entstandene Leere. T steht in der Sprache der Logik für ‚Verum‘, seine Drehung geht in Richtung ‚Falsum‘ und spielt so auf den alles vernichtenden Negationsbereich der Empathie an.

Der Audiopart beschäftigt sich mit diesem Negationsbereich und damit der aggressivsten Variante des Egola-­Virus: Narzis. Narzis führen einen Vernichtungskrieg gegen andere Menschen. Gerät man in Kontakt mit einem Narzi, blutet man nach und nach innerlich aus. Narzissmus ist eine zwischenmenschlich hassis­tische Diktatur. Der Text der Audio­-Installation (Frauenstimme) „I’m a Narzi… I’m such a fucking beautiful Narzi… would you be my assist being a narcissist?” geht auf den tückischen Krankheitsverlauf ein, dem man nur schwer entkommen kann, bildet man doch selbst die Reflexionsfläche für den Virusträger. Reflexion verwechselt der Egola­-Infizierte stets mit ‚in den Spiegel schauen‘. Als Schutz hilft hier nur die 3A-­Regel. Abstand, Abstand, (so viel wie möglich) Abstand.

Aus mangelnder Ich­-Hygiene treten zudem auf den ersten Blick kaum erkennbare Formen und Varianten von Egola auf. Etwa unter den immer wieder neuartig mutierenden Mutgegnern. Scheint doch die Resignation der Egoismus der Konformen zu sein. In diesem Rahmen sind sich Wissenschaftler und Wir­-ologen nicht einig, ob eher Konformisten egoistische Gruppen darstellen oder Andersdenkende egoistische Individualisten sind.